5. SONNTAG IM JAHRESKREIS

9. Februar 2014

Evangelium nach Matthäus (5,13-16)

Gedanken zum Evangelium

In unserer Gesellschaft hat der christliche Glaube nicht mehr die große Bedeutung, die er einmal hatte. Im öffentlichen Leben ist er nicht mehr gefragt. Man kann auch ohne diesen Glauben leben, meint man. Das hat auch auf uns, die wir noch glauben, einen Einfluss. Unser Glaube wird in Frage gestellt, oder wir werden als Christen einfach negiert. Dämpft das nicht unsere Glaubensbegeisterung?

Im heutigen Evangelium spricht Jesus aufmunternde Worte zu uns. Er will uns ermutigen und stärken. Und er macht das – wie es meistens der Fall ist – mit Bildwörtern: „Salz der Erde“, „Licht der Welt.“

Im ersten Moment klingt das überraschend. Denn Jesus sagt nicht: „Ihr sollt Salz der Erde, Licht der Welt sein“! Das wäre auch eine enorm große Zumutung, bei der wir uns überfordert fühlen würden – sicher in der Lebenssituation, von der ich am Anfang sprach.

Darüber hinaus: Stellen wir uns vor, wir gehen auf die Straße, ins Einkaufzentrum, und sagen dort zu den Leuten: „Wir sind das Licht der Welt!“ Das wäre ja nur peinlich, denn wir wissen ganz genau, dass wir nicht so vollkommen sind, unsere Schattenseiten haben! Sicher wenn wir uns dann noch als „Kirche“ deklarieren, deren Ruf heutzutage für viele, aus unterschiedlichsten Gründen, nicht sehr positiv ist.

Jesus sagt aber: „Ihr seid das Licht, das Salz der Erde“! Und das zu einer Handvoll einfacher Menschen, die zu ihm gehören und an ihn glauben. Und er fügt hinzu: „So muss auch euer Licht vor den Menschen leuchten: Sie sollen eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Ihr seid also Licht vor den Menschen, wenn sie zunächst einmal eure guten Taten sehen. Es geht nicht um schöne Worte. Es geht darum, dass man in unserem Umgang miteinander und mit anderen Menschen, Güte und Barmherzigkeit, Freude und Freundschaft spüren kann. Es geht darum da zu sein für Arme, Hungernde, Leidende, Einsame …, auf das Wohl anderer bedacht zu sein, es dort zu fördern, wo wir es können. Dem Leben anderer ein wenig mehr Geschmack geben!

Diese guten Taten sollen die Menschen sehen können – aber nicht, damit sie sehen „wie gut wir sind“, sondern damit sie „... euren Vater im Himmel, Gott, preisen“! Es geht hier nicht darum, uns selbst zur Schau zu stellen, sondern dass die Güte Gottes in unseren Taten erfahrbar wird. Gott hat den Menschen „nach seinem Bild“ erschaffen, heißt es. Wir sind sein Bild, wenn wir seiner Güte und Liebe entsprechend handeln und so auf Gott hinweisen.

Jesus traut uns also zu: Wenn ihr wirklich im Glauben an Gott lebt, in enger Verbindung mit ihm, dann werdet ihr wie ein Licht in dieser Welt wirken. Natürlich sind wir unvollkommen und schwach. Unser Licht wird nicht immer wie ein Leuchtturm strahlen, sondern eher wie eine Notbeleuchtung in einem Treppenhaus, wie eine kleine Kerze. Hauptsache wir verbreiten Licht und nicht Finsternis! Unsere Beziehung zu Gott macht unser eigenes Leben hell und strahlt auf unsere Umgebung aus. Das Licht einer kleinen Kerze kann einen ganzen dunklen Raum füllen. Ein wenig Salz gibt dem ganzen Essen einen guten Geschmack.

Im christlichen Leben geht es also nicht bloß um das eigene Heil, sondern um einen Dienst an die Mitmenschen: In ihrem Leben Licht bringen, ihrem Leben mehr Geschmack geben, so wie eine Prise Salz das tut. Sowohl Salz als auch Licht haben eine große Wirkung.

Ihr seid das Licht der Welt, Salz der Erde: Jedes Mal, wenn wir so auf Menschen zugehen, so mit ihnen umgehen, wie Jesus mit Menschen umgegangen ist. Will Jesus da nicht unser Selbstwertgefühl und unser Selbstbewusstsein als Christen stärken?

Die kleine Geschichte einer Kerze kann uns helfen, das Ganze besser zu verstehen. Sie sagt: „Ihr habt mich angezündet. Nun brenne ich. Aber seit ich brenne, bin ich auch schon ein wenig kürzer geworden. Aber so ist das halt. Entweder ich lasse mich anzünden, aber dann muss ich auch etwas geben von mir selbst, ja sogar mich selbst. Nur dann kann ich aber auch leuchten. Oder ich bleibe ganz. Dann bleibe ich aber nur im Karton liegen. Ich muss mich dann aber auch fragen, wozu ich da bin. Im Karton hat mein Sein als Kerze keinen Sinn." Christsein hat immer etwas mit lieben zu tun, sich schenken, das Wohl des anderen wollen und fördern. Dann entsprechen wir Gottes Vorstellung, sind wir sein Bild, sind wir wohltuendes Licht, Geschmack gebendes Salz.

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